LIM Interview mit Karl Schnaithmann

Karl Schnaithmann: Unternehmensgründer, Inhaber und Geschäftsführer der Schnaithmann Maschinenbau GmbH,
sowie der erste „Remstäler des Jahres 2019“

Die Fragen stellte:
LIM Kreisverband Rems-Murr, stellvertretend Sigrid Pressel, Beisitzerin

LIM:
Sehr geehrter Herr Schnaithmann, erst einmal herzlichen Dank, dass Sie sich für das Interview zu Verfügung stellen.
Momentan ist die Welt in einer sehr schwierigen Lage, nicht nur wirtschaftlich, ausgelöst durch die Corona-Pandemie. Der LIM hat zur Aufgabe, sich für den Mittelstand einzusetzen und wir möchten gerne wissen, wie es ihm  gerade in dieser Zeit geht, welche Maßnahmen ankommen, was könnte verbessert werden, was wünscht sich der Mittelstand.
Sie sind ein Mittelständler, durch und durch.Für viele im Remstal ist Ihr Unternehmen das Vorbild überhaupt. Nicht umsonst wurden sie 2019 zum 1. Remstäler des Jahres gewählt.
Aber auch der Maschinenbau ist schwer getroffen, war doch die Lage schon davor nicht rosig.

Wie sehen Sie Ihre momentane Situation?

Karl Schnaithmann:
Bereits schon im Frühjahr 2019 gab es im Automotiv-Bereich, wo wir als Automatisierer tätig waren, erste Anzeichen einer Konjunkturabkühlung.
Der Technologiewandel in den Antriebssystemen und die dazukommende Corona Pandemie haben uns, die wir 10 Jahre erfolgsverwöhnt waren, ab Sommer/Herbst 2019 hart getroffen.
Wir sind sehr froh darüber, dass wir mit unserem Kundenkreis bei der Realisierung zukunftsträchtiger Technologien wie beispielsweise dem autonomen Fahren oder der Elektromobilität schon immer sehr weit vorne mit dabei waren. Leider verhalten sich jedoch auch in diesen Feldern tätige Firmen derzeit oft abwartend und angekündigte Bestellungen werden verschoben, oder gar nicht umgesetzt.
Es fehlten klare Signale, wo die Reise in der Zukunft hingehen soll und muss. Keiner traut sich etwas zu entscheiden, der globale Markt steht still.
Wir haben aktuell in vielen Bereichen des Unternehmens Kurzarbeit und hoffen, dass baldmöglichst wieder etwas Licht im Tunnel sichtbar wird und sich der Markt zumindest wieder positiv entwickelt.
Unsere gute Eigenkapitalquote hilft uns, diese Situation auch einige Monate zu überstehen.
Da für uns die Menschen das wichtigste Kapital eines Unternehmens sind und wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter morgen wieder dringend benötigen, um den Aufschwung zu stemmen, gehen wir sehr behutsam mit dem Thema Stellenabbau um.   

LIM:
Konnten Sie vom 1. Soforthilfeprogramm profitieren?

Karl Schnaithmann:
Bisher leider nicht, wobei es auch nicht absolut notwendig war.

LIM:
Die Bundesregierung hat inzwischen ein 2. Konjunkturpaket geschnürt. Was halten Sie von diesem Paket;ist es alltagstauglich und umsetzbar? Was versprechen Sie sich von der Mehrwertsteuersenkung?

Karl Schnaithmann:
Die Mehrwertsteuersenkung und die damit verbundene Bürokratisierung ist für mich ein schlechter Weg, da die Verwaltung für diesen kurzen Zeitraum, in dem dies sein soll, den Kostenvorteil aufzehrt und nicht beim Verbraucher ankommen wird.
Die Kaufprämie für E-Autos mit 6.000 EUR pro Fahrzeug ist ein Unding. Wenn man den gesamten Lebenszyklus betrachtet, handelt sich um ein umweltschädigendes Fahrzeug, bei dem die Batterien bis heute zu einem großen Prozentsatz noch nicht komplett recycelbar sind. Zudem wird der jetzige Stand der Technologie aus derzeitiger Sicht nur für die nächsten 10 Jahre im Einsatz sein, bevor der Wasserstoff im vollen Umfang genutzt werden kann. Die Förderung ist also ein unnötig belastender und teurer Umweg.
Warum wurde der umweltschonende Diesel oder Benziner der neuesten Generationen nicht noch für diesen Zeitraum von 10 Jahren finanziell mit einem Zuschuss unterstützt und Wasserstoffantriebe noch stärker als bisher gefördert? So hätte man zumindest eine Übergangsphase geschaffen, Arbeitsplätze erhalten und den Technologiewandel gesellschaftsverträglich gestaltet.

LIM:
Wir wissen, dass Sie auch ein großer Ausbildungsbetrieb sind. Erhalten Sie hier in dieser Situation Hilfen? Was würden Sie sich wünschen?

Karl Schnaithmann:
Um zukünftig Fachkräfte zu bekommen, gehört schon seit vielen Jahren zu unserer Firmenphilosophie, dass wir Mitarbeiter selbst rekrutieren und ausbilden.
Wir sind ca. 270 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und davon über 40 Auszubildende in verschiedenen Berufsgruppen.
Ich würde mir, außer der jetzt hinzugekommenen Möglichkeit nach 30 Tagen Lohnfortzahlung und Freistellung der Auszubildenden Kurzarbeitergeld zu bekommen, wünschen, dass es pro Auszubildendem einen Zuschuss in Höhe von 50 % seiner Ausbildungskosten in der Corona Zeit geben würde. Bisher wurde die Ausbildung mit Geld, das an Aufträgen im Unternehmen verdient wurde, finanziert, aber bei weniger und zudem schlecht bezahlten Aufträgen, gibt es dieses Geld nicht mehr, zumindest derzeitig.

LIM:
Wie hoffen Sie, diese schwierige Zeit zu überstehen, wie bewältigen Sie die Lage?

Karl Schnaithmann:
Wir haben hervorragende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die akzeptieren, dass wir gerade auch verstärkt Kurzarbeit durchführen müssen und die sich dennoch in der verbleibenden Zeit voll für das Unternehmen einsetzen. Wir sind fest davon überzeugt, dass die Nachfrage nach zukunftsweisender Technik bald anziehen wird, wenn auch zunächst in kleineren Mengen. Aufgrund der hervorragenden Qualität unserer bisherigen Arbeit sind wir bei vielen Unternehmen bekannt und geschätzt, weshalb wir bald wieder das ein oder andere Projekt realisieren dürfen.

LIM:
Was wünschen Sie sich von der Bundes- bzw. Landesregierung konkret?

Karl Schnaithmann:
Dass die Herstellung der Kraftfahrzeuge mit Verbrennungsmotor finanziell unterstützt wird, da sehr viele Arbeitsplätze gerade noch von den Verbrennungsmotoren abhängig sind und wir einen klaren Weg zum Wasserstoff aufgezeigt bekommen, nicht nur für die Kraftfahrzeuge, sondern auch für das Heizen/Kühlen im Haus usw.

LIM:
Wie sind ihre Zukunftsaussichten, wenn die Lage noch länger so bleibt?

Karl Schnaithmann:
Sehr düster, denn irgendwann ist auch mal das noch vorhandene Eigenkapital aufgebraucht.

LIM.
Wie sehen Sie die allgemeine Entwicklung der Konjunktur für die nächsten 12 – 18 Monate?

Karl Schnaithmann:
Aus derzeitiger Betrachtung kritisch, aber nicht hoffnungslos.

Wir müssen uns auch wieder auf unsere Stärken besinnen und dürfen vor allem nicht nur jammern. Des Weiteren sollten wir alle auch mit etwas weniger zufrieden sein und immer wieder darüber nachdenken, was ist eigentlich wichtig.

LIM:
Lieber Herr Schnaithmann, vielen Dank für Ihre Zeit und die Beantwortung unserer Fragen, die wir nach oben weiter geben werden.
Wir wünschen Ihnen und Ihrem Unternehmen alles Gute für die Zukunft und bitte bleiben Sie und Ihre Familie gesund.

Karl Schnaithmann im Gespräch mit Sigrid Pressel