Der Ruf des Muezzin

Identifiziert sich die FDP noch mit einem Deutschland abendländischer Prägung?

Als FDP-Mitglied hat mich die Nachricht, dass die FDP-Krefeld den Muezzin-Ruf in Deutschland verstetigen will, doch sehr irritiert. Für mich wäre es eher verständlich gewesen, wenn diese Forderung von muslemischen Verbänden oder von der DITIB- Lobby gekommen wäre.
Hier zeigt sich wieder einmal, zu was falsch verstandener Säkularismus führen kann. Vor allem wirken solche Äußerungen als Brandbeschleuniger gegen unsere abendländische Kultur in Europa, die wie es Theodor Heuss treffend formulierte, auf den drei Hügeln Jerusalem, Athen und Rom steht. Diese Trias gibt Europa seine kulturelle und religiöse Prägung. Golgota steht für Frieden, die Akropolis für Demokratie und das Kapitol in Rom für eine Rechtsordnung.
Vor diesem Hintergrund ist Glockenläuten und der Muezzin-Ruf nicht vergleichbar und berührt auch nicht die Frage nach der Freiheit der Religionsausübung.
Bevor ein FDP-Stadtverband einen solchen Vorschlag unterbreitet, sollten sie sich über das islamische Glaubensbekenntnis informieren. Der ehemalige Gesundheitsminister Hermann Gröhe ordnete diesen Ruf als kultische Handlung ein. Der Theologe Johannes Hartl spricht gar von einer imperialistischen Proklamation. Der Ruf lautet: „Allah ist der Allergrößte, ich bezeuge, dass es keine Gottheit außer Allah gibt. Ich bezeuge, dass Mohamed der Gesandte Allahs ist. Auf zum Gebet. Auf zum Erfolg. Gebet ist besser als Schlaf. Allah ist der Allergrößte. Es gibt keine Gottheit außer Allah“.
Dieser Ruf ist kein Zeichen der Verbundenheit mit den christlichen Kirchen in der Corona – Krise, sondern ein Zeichen des Sieges über die Ungläubigen, das die Gesellschaft spaltet.
Dieser Ruf mit seinem Exklusiv- und Dominanzanspruch vereint das alte islamische Übel von Politik und Religion.
Demgegenüber ist das Glockenläuten kein Teil des christlichen Kultes, der in der Öffentlichkeit zelebriert wird, sondern ein tausendjähriger Bestandteil religiöser wie kultureller Tradition Europas.
Diese Auseinandersetzung stellt letztendlich die Frage: Wie wollen wir leben und in welchem Land wollen wir leben?
Wollen wir in einem Land leben, das auf historische Traditionen und Werten fußt, wie es Theodor Heuss beschrieben hat? Oder wollen wir in einem Land leben, das aus Angst vor Intoleranz seine Identität verleugnet?
Ich fühle mich in einem Land mit abendländischer Kultur sehr heimisch.
Die FDP sollte endlich die unerledigte Debatte, ob der Islam zu Deutschland gehört oder nicht, klären.
Die Mitbürgerinnen und Mitbürger islamischen Glaubens, die das Grundgesetz als obersten Wert anerkennen, gehören selbstverständlich zu Deutschland.

Bernd-Günter Barwitzki